Ersatzteillogistik: Thyssenkrupp baut Kompetenz in 3D-Druck aus

Konzern eröffnet Zentrum für additive Fertigung.

Im Metalldrucker am Innovationszentrum von Thyssenkrupp sollen selten benutzte Ersatzteile schnell und günstig enstehen. (Foto:Thyssenkrupp)
Im Metalldrucker am Innovationszentrum von Thyssenkrupp sollen selten benutzte Ersatzteile schnell und günstig enstehen. (Foto:Thyssenkrupp)
László Dobos

Der Industriekonzern Thyssenkrupp AG mit Sitz in Essen hat vor Kurzem ein neues Innovationszentrum für 3D-Druck in Mülheim an der Ruhr eröffnet. Wie das Unternehmen mitteilt, soll das neu eröffnete „TechCenter Additive Manufacturing“ den 3D-Druck von Metallen und Kunststoffen industrialisieren. Diese Werkstoffe sollen in individuellem Design und in einem einzigen digitalen Prozess zu Produkten gefertigt werden – auch in Losgröße eins.

Digitale Planung und Herstellung

In einer Produktionshalle auf dem Gelände der Lenkungsfertigung von Thyssenkrupp arbeitet ein kleines Team zunächst mit jeweils einem Drucker für Metalle und Kunststoffe. Beide Geräte verarbeiten pulverförmige Grundwerkstoffe nach dem Selective Laser Melting- beziehungsweise Sintering-Verfahren und bauen dabei schichtweise Bauteile auf. Der gesamte Planungs- und Herstellungsprozess verlaufe digital. Als Bauplan ist nach Konzernangaben nur eine CAD-Datei nötig, das Produkt könne dann direkt aus den digitalen Daten, ohne Medienbrüche, fertiggestellt werden. Der herkömmliche Prozessschritt des Werkzeug- oder Formenbaus entfällt.

Thyssenkrupp will 3D-Druck rasch nutzen

Durch die bereits vorhandenen Erfahrungen und Forschungspartnerschaften soll das Potenzial des 3D-Drucks innerhalb kurzer Zeit kundennah genutzt werden. Besonders die Schlüsselmärkte Maschinen- und Anlagenbau, Luftfahrt, Marine und Automobil werden von dieser Technologie profitieren, schreibt Thyssenkrupp. Interne Projekte würden bereits laufen.

Projektgruppe arbeitet schon länger an 3D-Druck

Seit Anfang 2015 beschäftigt sich eine interdisziplinäre Projektgruppe bei Thyssenkrupp mit dem Thema Additive Manufacturing. Im Bereich Marine Systems beispielsweise hat sie Bauteile gedruckt, die nur in geringer Stückzahl benötigt werden. Sie ließen sich laut Thyssenkrupp mit dem 3D-Drucker schneller und kostengünstiger herstellen. Ein Grund dafür war, dass die Techniker statt Metall Kunststoff verwendet haben, der bei diesen Konstruktionen die gleiche Stabilität hat.

Netzwerk an Kompetenzzentren

Ähnliche Einrichtungen wie das TechCenter Additive Manufacturing betreibt Thyssenkrupp mit dem „TechCenter Control Technology“, das die Simulation von Prozessen sowie Big-Data-Lösungen vorantreibt sowie das TechCenter für Batterieproduktion, bei dem die Elektromobilität im Zentrum steht. Sie fungieren als sogenannte „Speedboats“, die autark und schnell neue Technologien vorantreiben sollen. Künftig soll das TechCenter Additive Manufacturing laut Thyssenkrupp als Blaupause und Keimzelle für ein breites Netzwerk von Kompetenzzentren in diesem Bereich dienen. Ein Roll-out der Technologie sei bereits geplant.