Rheintalbahnsperrung: Nur noch ein Viertel geht über die Schiene

Europäische Verbände warnen vor immensem Schaden für die Bahnlogistik.
Stillstand erwartet: Mehrere Verbände in Europa befürchten den Kollaps der Bahnlogistik durch die Sperrung der Rheintalstrecke. (Foto: Deutsche Bahn AG)
Stillstand erwartet: Mehrere Verbände in Europa befürchten den Kollaps der Bahnlogistik durch die Sperrung der Rheintalstrecke. (Foto: Deutsche Bahn AG)
Sandra Lehmann

24 Verbände aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Italien haben die europäischen Verkehrsminister in einem offenen Brief vor den Auswirkungen der Rheintalsperrung gewarnt. Unter ihnen befinden sich auch der Verkehrsclub Deutschland, die Deutsche Umwelthilfe sowie die Interessengemeinschaft der Bahnspediteure (IBS).

25 Prozent des Normalvolumens

In dem Brief zeigen die Verbände unter anderem auf, dass die Güterbahnen durch die Umleitung via Deutschland, Frankreich und Österreich derzeit lediglich 25 Prozent des Normalvolumens bewältigen können. Besonders benachteiligt sei demnach der Kombinierte Verkehr, dessen Transportvolumen aktuell bei nur 15 Prozent liege. Vor der Sperrung war diese Transportsparte laut der Verbände das mengenmäßig stärkste Segment.

Zu wenige Lokführer

Erschwerend hinzu käme, dass am Brenner und im Elsass zu wenige Lokomotivführer verfügbar seien, wodurch ein Großteil der Trassenkapazitäten auf den Umleitungsstrecken nicht genutzt werden könnte. Durch die erschwerten Bedingungen fällt der Analyse zufolge ein Großteil der Züge aus oder geht erst mit erheblicher Verspätung auf die Schiene.

Kollaps erwartet

Die Folgen könnten den Verbänden zufolge erheblich sein und sogar zum Kollaps der europäischen Bahnlogistik führen. Zum einen seien die Umschlagterminals des Kombinierten Verkehrs entlang des Rhein-Alpen-Korridors bereits überfüllt. Die Betreiber hätten teilweise Aufnahmestopps verhängt. Zum anderen sind laut dem offenen Brief nördlich und südlich der Alpen etliche Unternehmen von Lieferausfällen betroffen, was zu Produktionsausfällen und -stillständen führen könnte.

Schäden in Milliardenhöhe

Die Verbände befürchten durch diese Entwicklung nicht nur Schäden in Milliardenhöhe für Wirtschaft, Industrie und die Bahnlogistik, sondern sehen auch die europäischen Ziele zur Verlagerung von Transporten auf die Schiene gefährdet. Zudem stünden jahrzehntelange Investitionen in die Schieneninfrastruktur auf dem Spiel.

Kurzfristige Hilfe gefordert

Um zukünftige Systemzusammenbrüche zu vermeiden, empfehlen die Verbände in ihrem Brief an die Verkehrsminister die Bildung einer Task Force auf Minister- und EU-Ebene, die auch die Netzbetreiber miteinbezieht. Kurzfristig fordern die Verbände unter anderem kollegiale Unterstützung der staatlichen Bahnunternehmen bei der Verstärkung des Lokführerpools, vereinfachte Betriebsverfahren auf den Umleitungsstrecken sowie die Prüfung von außerordentlichen, temporären Maßnahmen zur Unterstützung der betroffenen Güterverkehrsunternehmen.