Industrie 4.0: Narrowband IoT auf dem Vormarsch

Rollout soll in Deutschland bereits 2018 abgeschlossen sein.
Glaubt an eine schnelle Verbreitung von Narrowband IoT: Prof. Dr. Michael ten Hompel, Chef des Fraunhofer IML. (Foto: Thilo Jörgl)
Glaubt an eine schnelle Verbreitung von Narrowband IoT: Prof. Dr. Michael ten Hompel, Chef des Fraunhofer IML. (Foto: Thilo Jörgl)
Thilo Jörgl

Mensch und Maschine werden künftig auf Basis sozialer Netzwerke schneller als bisher gedacht zusammenarbeiten. Diese These über die Social Networked Industry vertrat Prof. Dr. Michael ten Hompel, Chef des Fraunhofer-Instituts für Materialfluss und Logistik IML, beim Zukunftskongress Logistik am 12. und 13. September in Dortmund. Der Grund für seine Annahme: Die schnelle Verbreitung des neuen Schmalband-Funknetzes (Narrowband IoT), mit dem sich Geräte relativ einfach per Funktechnologie vernetzen lassen. „Jetzt ist die Technik endlich da“, sagte ten Hompel vor rund 550 Kongressteilnehmern.

Günstige und wartungsarme Technologie

Laut dem Forscher bietet die Technologie eine ganze Reihe von Vorteilen gegenüber dem aktuellen Mobilfunknetz mit GSM-Standard: Man braucht kein WLAN, die Geräte können auch tief in Gebäuden stehen und die Batterielaufzeit beträgt wegen der geringen Datenübertragungsmengen bis zu zehn Jahre. Der größte Pluspunkt gegenüber dem Internet auf GSM-Basis sei indes der Preis: Bereits für fünf Euro sei ein einfaches Funkmodul zu haben, so ten Hompel. Er ist sich sicher, dass die neue Technologie schneller wächst als das alte Internet.

Milliarden Geräte könnten bald über Narrow Band verbunden sein

In die gleiche Kerbe schlug auch Dominik Schnieders, Programm-Manager NarrowBand IoT bei der Deutschen Telekom. „Narrowband IoT ist disruptiv und wird ganze Geschäftsfelder verändern“, betonte der Technologieexperte. Aufgrund des niedrigen Preises sei die Technologie „wirtschaftlich für den Massenmarkt“. Er rechnete vor, dass schon bald Milliarden von Geräten mithilfe von Narrowband IoT verbunden sein werden. Das bringe nicht nur der Logistik, sondern vielen anderen Wirtschaftsbereichen Vorteile. Er denkt dabei unter anderem an Smart-City-Projekte oder Betreiber von Gebäuden. Bestes Beispiel sei Smart Metering: Wenn ein günstiger Funksensor an der Heizung angebracht werde, könne man auf den Hausbesuch für das Ablesen des Verbrauchs einmal pro Jahr verzichten. Das Gerät funke die Daten einfach an das zuständige Unternehmen.

Vorreiter China und Niederlande

Schnieders ist davon überzeugt, dass sich die neue Technologie schneller verbreiten wird, als so mancher derzeit glaubt. Die Deutsche Telekom hat das Projekt im Juni 2017 in Deutschland gestartet und geht davon aus, dass spätestens Ende 2018 das Rollout hierzulande abgeschlossen ist. Im Nachbarland Niederlande ist das bereits geschehen. Glücklich ist der Telekom-Vertreter auch darüber, dass nach anfänglichem Zögern auch die USA 2018 mit dem Rollout beginnen. Einen zeitlichen Vorsprung gegenüber dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten hat aktuell China: Alle drei großen Mobilfunkanbieter haben schon vor einigen Monaten beschlossen, Narrowband IoT einzuführen.

DHL nutzt bereits Narrowband IoT

Aus dem Reich der Mitte gibt es bereits Anwendungsbeispiele. Vor Kurzem hat der Logistikdienstleister DHL Supply Chain mit dem Telekommunikationsausrüster Huawei eine Anwendung an einem Standort für Kunden aus dem Automobilbereich in Liuzhou gestartet (LOGISTIKHEUTE berichtete). Implementiert haben die Unternehmen das mit dem Mobilfunkspezialisten China Mobile. Das Ziel: Durch die Optimierung der Hoflogistik sollen die Materialflüsse für den Wareneingang schneller und reibungsloser laufen.

Rhenus will mit der neuen Technologie das Behältermanagement verbessern

In Deutschland will der Logistikdienstleister Rhenus dank dem Narrowband IoT sein Behältermanagement optimieren. Dafür arbeitet das Unternehmen mit Wissenschaftlern aus dem Fraunhofer IML zusammen. Zusammen habe man Pläne für ein sogenanntes Enterprise Lab geschmiedet, teilten die beiden Beteiligten in Dortmund mit (LOGISTIKHEUTE berichtete).