EXCHAiNGE 2017: Kulturwandel statt Kuschelkurs

Fachkonferenz stellt digitale Transformation und Nachhaltigkeit in den Fokus.
Die Teilnehmer der diesjährigen EXCHAiNGE diskutierten über Nachhaltigkeit und Resilienz in der Lieferkette sowie über die notwendige Kultur für die digitale Transformation. (Foto: Baschlakow)
Die Teilnehmer der diesjährigen EXCHAiNGE diskutierten über Nachhaltigkeit und Resilienz in der Lieferkette sowie über die notwendige Kultur für die digitale Transformation. (Foto: Baschlakow)
Sandra Lehmann

Die fünfte Fachkonferenz EXCHAiNGE, die am 26. und 27. September im House of Logistics & Mobility (HOLM) in Frankfurt am Main stattfand, zog 190 Entscheider aus den Bereichen Supply Chain Management, Logistik, Einkauf sowie Finanzen an. Wie der Veranstalter, die Münchner EUROEXPO Messe- und Kongress GmbH, bekannt gab, standen im Fokus der „EXCHAiNGE – The Supply Chainers` Conference“ Themen wie Stabilität und Resilienz, Nachhaltigkeit von Lieferketten, zukunftsfähiges Wirtschaften sowie digitale Souveränität und Kultur.

Mehr Nachhaltigkeit

Klaus Krumme, Geschäftsführer des Zentrums Logistik und Verkehr der Universität Duisburg-Essen und Moderator der Veranstaltung, wies das Fachpublikum insbesondere auf die Notwendigkeit einer nachhaltigen Logistik und Supply Chain hin. In Zeiten disruptiver Geschäftsmodelle und Services sind SCM-Verantwortliche aus Krummes Sicht dazu aufgefordert, Ideen unter dem zusätzlichen Parameter der Ressourcenschonung zu entwickeln. Dazu gehöre auch ein Kulturwandel, der sich nicht „durch einen Kuschelkurs und nicht ohne einschneidende Veränderung der Organisation“ herbeiführen lasse. Die Dringlichkeit des Anliegens bestätigten die Konferenzteilnehmer via Online-Voting: Danach wird die besondere Verantwortung von Logistik und Supply Chain in den Unternehmen erkannt, allerdings fehle es – vor allem im Mittelstand – vielfach an Courage für konkretes kollaboratives Vorgehen.

Verknüpfung von Informationen

Auf die Bedeutung der Verknüpfung von Informationen wies Prof. Dr. Uwe Schneidewind, Präsident des Wuppertal Instituts, in seinem Vortrag hin. Marktteilnehmer wie Uber und Amazon machten dies vor, indem sie sich im Kern zu Supply Chainern entwickelt hätten. Der vielbeschworene Faktor Effizienz sei „aufgrund vieler Nebenfolgen differenziert zu betrachten“, meinte der Wissenschaftler. Der Güterverkehr mache in Deutschland „ernüchternde Fortschritte“. E-Commerce habe das Verkehrsaufkommen massiv verschärft und überdies zu prekären Anstellungsverhältnissen geführt. Fertige Lösungen gäbe es jedoch nicht.

In neuen Konzepten denken

Ungewöhnliche Wege zu beschreiten, um erfolgreich zu, riet Prof. Dr. Thomas Hanke, stellvertretender Direktor des Instituts für Logistik- und Dienstleistungsmanagement an der FOM Hochschule Essen, den Teilnehmern. Vor allem in Sachen Resilienz schlug der Experte vor, auch auf Ansätze wie die Chaos-Theorie und Improvisation zu setzen.

Praktische Lösungsansätze

Lösungsmuster für eine Kultur zur digitalen Transformation arbeitete Bettina Bohlmann, Managing Partner, 3p Procurement Branding, mit Unternehmensvertretern und Teilnehmern heraus. Tenor: Vertrauen in Arbeitgeber, Kollegen und Business-Partner ist unabdingbar, aber ebenso der Mut, vermeintliches Herrschaftswissen preiszugeben und damit bewusst zu teilen. Das gesprochene Wort zähle mehr als ein bloßer Standard auf Papier, betonte Markus Frank, Vice President Konzerneinkauf und SCM bei der WMF Group.

Von Start-ups lernen

In dieser Hinsicht könne man auch viel von Jungunternehmen lernen, wie Uwe Berndt, Geschäftsführer der Agentur Mainblick, erläuterte. Deren kritische Erfolgsfaktoren auf traditionelle Unternehmen zu übertragen, sieht Berndt als Zukunftsperspektive: „Holen Sie Querdenker, Impulsgeber, Studenten und Start-ups ins Boot, um Ansätze für neue Geschäftsmodelle anders zu denken – aber verlieren sie dabei nie Ihre Metaebene und das eigentliche Ziel aus den Augen.“ Die nächste EXCHAiNGE findet vom 25. bis 26. September 2018 in Frankfurt am Main statt.