Studie: Europäischer Logistiksektor in Bewegung

Umbrüche durch Start-ups, E-Commerce und neue amerikanische Firmen.
Der europäische Logistikmarkt wächst - und steht vor Veränderungen. (Symbolfoto: Fotolia/artemegorov)
Der europäische Logistikmarkt wächst - und steht vor Veränderungen. (Symbolfoto: Fotolia/artemegorov)
László Dobos

Der Wirtschaftsbereich Logistik ist in Europa im Jahr 2016 um rund zwei Prozent gewachsen, im Jahr 2015 waren es sogar 2,7 Prozent Wachstum. Das ist das Ergebnis der Studie „TOP 100 in European Transport and Logistics Services 2017/2018“ der Fraunhofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services (Fraunhofer SCS). Die Forschungsinitiative präsentiert die Studie der breiten Öffentlichkeit erstmals auf dem Deutschen Logistik-Kongress, der vom 25. bis 27. Oktober in Berlin stattfindet.

Logistik wächst ähnlich stark wie die Gesamtwirtschaft

Untersucht wurden neben den 28 EU-Ländern auch Norwegen und die Schweiz. So wurde ein Volumen von über 19 Milliarden Tonnen an Gütern in den 30 europäischen Ländern transportiert. Die Transportleistungen allein entsprechen dabei einem Umsatzvolumen von rund 470 Milliarden Euro. Insgesamt besteht der Logistikkostenmix aus den Kosten für Transporte, Lagerlogistik, Bestandskosten und Kosten für Administration, Planung und Auftragsverarbeitung. In Summe umfasst 2016 der Bereich Logistik ein Volumen von rund 1.050 Milliarden Euro. Das Wachstum im vergangenen Jahr deckt sich mit dem Wachstum des Bruttoinlandprodukts der Europäischen Union (laut Eurostat 1,9 Prozent).

Der europäische Logistikmarkt ist in Bewegung

Markteintritte US-amerikanischer Unternehmen wie beispielsweise die Übernahme von TNT durch Fedex oder auch der Eintritt von XPO Logistics in 2015 haben laut Studie Bewegung in den europäischen Logistikmarkt gebracht. Auch die Anzahl von Start-ups nehme in der Logistik zu. Das habe zur Folge, dass die Digitalisierung und Innovationen zu immer relevanteren Themen in der Logistik werden. Laut Fraunhofer SCS befassen sich neben dem operativen Druck der Kostenminimierung weit mehr Unternehmen damit, durch Digitalisierung ihre Prozesse zu verbessern, etwa mit einer durchgehenden Trackinglösung.

Die größten Logistikdienstleister

DHL, die Deutsche Bahn, Maersk, Kühne+Nagel und die französische SNCF stellen laut Studie die größten Logistikdienstleister in Europa dar. Kernergebnis des neuen Reports ist eine Rangliste der 100 größten in Europa tätigen Logistikunternehmen. Ranglisten zu neun Teilmärkten sind ebenfalls enthalten. Betrachtet werden die Teilmärkte für Massengüter, Ganzladungen (FTL), Stückgüter (LTL), KEP, Spezialtransporte, Kontraktlogistik, Terminaldienste, Luft- und Seefracht. Rund 50 Prozent des Marktvolumens werden der Studie zufolge fremdvergeben. Nach wie vor seien Outsourcingraten in den einzelnen Teilmärkten der Logistik sehr verschieden und die Potenziale in der Kontraktlogistik am höchsten einzuschätzen.

Kurier-, Express- und Paketdienste wachsen am stärksten

Nicht nur in Deutschland, sondern auch international wachse das Segment der Kurier-, Express- und Paketdienste (KEP) in der Logistik am stärksten, teilt die Fraunhofer SCS mit. Treiber sei ein anhaltendes Wachstum des E-Commerce. Mit Blick auf die zu erwartende Entwicklung der europäischen Wirtschaft erscheint den Autoren der Studie ein Wachstum des Logistiksektors in 2017 um etwa zwei Prozent als möglich. Auch im Folgejahr 2018 sei ein solches Wachstum realistisch.

Schlankes Studienupdate

Die Studie „TOP 100 in European Transport and Logistics Services 2017/2018“ ist in englischer Fassung erhältlich. Die als Update zur Ausgabe von 2015/2016 konzipierte Publikation hat ein schlankeres Format als die Vorgängerstudie. Der Fokus der Ausgabe 2017/2018 liegt auf der Analyse der Daten der strukturrelevanten Bewegungen und Neuerungen im europäischen Logistikmarkt mit Aussagen zu den wichtigsten Trends und Marktsegmenten sowie auf einem Ranking der größten 100 Logistikdienstleiser in Europa.