Verpackungslogistik: Mehr Offenheit wagen

LogiMAT-Fachforum diskutiert Digitalisierungsstrategien für den Verpackungsprozess.
Diskutierten über die digitale Verpackungskette (v.l.n.r.): Volker Trinitowski, Adam Molnar, Sandra Lehmann, Matthias Grzib und Benedikt Mättig. (Foto: Matthias Pieringer)
Diskutierten über die digitale Verpackungskette (v.l.n.r.): Volker Trinitowski, Adam Molnar, Sandra Lehmann, Matthias Grzib und Benedikt Mättig. (Foto: Matthias Pieringer)
Sandra Lehmann

Augmented Reality, Beacons, gedruckte Elektronik: Die Digitalisierung wird die Logistik umwälzen. Spannend wird das aktuell in einem bisher oft unterschätzten Bereich der Supply Chain: der Verpackungslogistik. Aber wie kann sich die Transportverpackung an den digitalen Wandel anpassen? Und wie wird der Karton 4.0 konkret aussehen? Diese Fragen waren Kernthema des Fachforums „Verpackungslogistik 4.0: Intelligenter Karton statt schlichter Schachtel“, das im Rahmen der Intralogistikfachmesse LogiMAT stattfand und von LOGISTIK HEUTE-Redakteurin Sandra Lehmann moderiert wurde.

Durchgängige Prozesskette

Dabei brannte den vier Referenten vor allem ein Thema auf den Nägeln: Wie erreicht man mehr Vernetzung im Verpackungsbereich und nutzt die Vorteile einer digitalen Welt für eine durchgehende Verpackungsprozesskette? Benedikt Mättig, wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung für Verpackungs- und Handelslogistik des Fraunhofer Instituts für Materialfluss und Logistik (IML), Dortmund, ist sich sicher: Am Teilen von Daten kommt in absehbarer Zeit auch in der Verpackungswirtschaft kein Unternehmen mehr vorbei. „Wir müssen unsere Datensilos auflösen, um digitalisierte Verpackungsprozesse Wirklichkeit werden zu lassen und die schwarzen Löcher in der Supply Chain zu schließen.“ Durch das Sammeln und die Verknüpfung von Informationen sowie maschinelles Lernen und Big-Data-Ansätze ließen sich aus Sicht des Wissenschaftlers Überlegungen wie digitale Assistenten für den Verpackungsprozess oder intelligente Labels im Versandbereich in die Tat umsetzen. „Verpackung kann auf diese Weise zum Kernelement für das Erfassen von Daten werden und als wichtige Schnittstelle zum Menschen fungieren“, so Mättig.

Vernetzte Verpackung

Um den Anforderungen von Industrie 4.0 zu genügen und vernetzbar zu sein, müsse man die Verpackung selbst als „Smart Product“ betrachten, das durch Sensorik und Aktorik in der Lage ist, sich selbst zu steuern und Informationen über den eigenen Inhalt und Bestimmungsort weiterzugeben, erklärte Matthias Grzib, Projektleiter am Institut für Distributions- und Handelslogistik des VVL e.V. in Dortmund. „Verpackung 4.0 ist im Idealfall dynamisch, zur Prozesssteuerung geeignet und maschinenlesbar“, erklärte Grzib.

Beispiele aus der Praxis

Welche Ansätze eines intelligent gesteuerten Verpackungsprozesses es in der Praxis bereits gibt, erläuterten Adam Molnar, Leiter Internationale Logistik der Audi AG und Volker Trinitowski, Geschäftsführer Verpackung beim Logistikdienstleister Schnellecke Logistics. Im Verpackungszentrum des Autobauers in Soltau, das von Schnellecke Logistics betreut wird, finden den beiden Referenten zufolge etwa bereits VR-Brillen und autonome Stapler Anwendung. Für die Zukunft planen beide Unternehmen den Einsatz autonomer Routenzüge und Roboter, die selbstständig den Packprozess beziehungsweise das Stecken von Gefachen übernehmen.