Autonomes Fahren: Testfeld in Karlsruhe eröffnet

Dort wollen Forscher auch Konzepte für die Letzte Meile und für autonom fahrende Lkw erproben.
Autonom unterwegs: Der federführende Karlsruher Verkehrsverbund schickte den autonom fahrenden Bus namens Olli zur Eröffnung in das Testfeld. (Foto: TAF-BW)
Autonom unterwegs: Der federführende Karlsruher Verkehrsverbund schickte den autonom fahrenden Bus namens Olli zur Eröffnung in das Testfeld. (Foto: TAF-BW)
Redaktion (allg.)

Das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg hat offiziell seinen Betrieb aufgenommen. Der stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl und Verkehrsminister Winfried Hermann gaben neulich in Karlsruhe den Startschuss für das Projekt. Als Betreiber des Testfelds fungiert ab sofort der Karlsruher Verkehrsverbund. Der Inbetriebnahme ging ein fünfmonatiger Probebetrieb voraus. Das mit TAF-BW abgekürzte Projekt ist ein gemeinsames Vorhaben baden-württembergischer Forschungseinrichtungen, Kommunen und der Landesregierung. Anlässlich der Eröffnung präsentierten namhafte Fahrzeughersteller und Forschungseinrichtungen ihre Fahrzeuge und innovativen Fahrzeugsysteme rund um das Thema autonomes Fahren. „Die Mobilität wird gerade noch einmal neu erfunden. Und Baden-Württemberg ist vorne mit dabei“, erklärte der stellvertretende Ministerpräsident und Minister für Inneres, Digitalisierung und Migration, Thomas Strobl. Er verwies zudem auf den Geburtstag der baden-württembergischen Auto-Pionierin Bertha Benz. "Wir waren Pioniere bei der Motorenentwicklung, dem Herzstück des Automobils. Wir wollen und werden Pioniere auch im digitalen Zeitalter sein. Das Auto-Automobil ist die Zukunft Baden-Württembergs“, prognostizierte Strobl.

Erfahrungen mit dem "Auto-Auto" sammeln

Sein Kabinettskollege und Verkehrsminister Winfried Hermann zeigte sich „sehr glücklich, dass wir nach der Absage des Bundes es als Land und ohne Bundeszuschüsse geschafft haben, ein eigenes Testfeld aufzubauen". Er sei gespannt, was auf dem Testfeld gefordert wird und welche Erkenntnisse gewonnen werden. "Mich interessieren die verkehrlichen und ökologischen Wirkungen. Das beginnt bei der möglichen Veränderung des künftigen Verkehrsaufkommens im Personen- und Güterverkehr und der Verkehrsmittelwahl hin zu einem möglichen autonomen ÖPNV mit kleinen Bussen im Tür-zu-Tür-Betrieb, geht über Fragen des Straßenrechts, der Fahrzeugzulassung, über Datenschutz, Akzeptanz durch den Nutzer und ethische Fragen bis zur Wirtschaftlichkeit und städtebaulichen Veränderungen hin“, erklärte der Verkehrsminister.

Der Vorstandsvorsitzender des Forschungszentrums Informatik am Karlsruher Institut für Technologie, Prof. Dr. J. Marius Zöllner, stellte auf der Eröffnungsfeier das Testfeld vor. „Schon heute sind die technischen Möglichkeiten vielfältig. In den Forschungseinrichtungen werden zukunftsweisende Technologien zum autonomen Fahren entwickelt, die es in neuen Anwendungen nun zu etablieren gilt. Das geht jedoch nur, wenn unter realitätsnahen Bedingungen getestet werden kann" befand der Wissenschaftler. Ein wichtiger Aspekt von TAF-BW ist die Erprobung neuer Formen des öffentlichen Personennahverkehrs. Auch die Themenfelder Datenschutz und Letzte-Meile-Verkehre sollen erprobt werden. Für letzteres wurde in der Stadt Bruchsal der sogenannte eFEU-Campus gegründet, der die Bemühungen bündeln soll.

Automatisiertes Fahren von Bussen, Nutzfahrzeugen und Lieferwagen

Auf dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg können Firmen und Forschungseinrichtungen zukunftsorientierte Technologien und Dienstleistungen rund um das vernetzte und automatisierte Fahren im alltäglichen Straßenverkehr erproben, etwa automatisiertes Fahren von Autos, Bussen oder Nutzfahrzeugen wie Straßenreinigung oder Zustelldienste. Zudem lassen sich die regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen fortschreiben. Dafür wurden in der Aufbauphase unter anderem Verkehrsflächen unterschiedlichster Art vorbereitet, hochgenaue 3D-Karten erzeugt sowie Sensoren zur Echtzeiterfassung des Verkehrs und dessen Einflussfaktoren installiert. Für Konzeption, Planung und Aufbau des Testfelds stellte das federführende Verkehrsministerium 2,5 Millionen Euro zur Verfügung, weitere 2,5 Millionen Euro kamen aus dem gemeinsamen "smart mobility"-Projekt des Wissenschafts- und des Verkehrsministeriums. (jr, ld)