Urbane Logistik: Städtetag fordert grundsätzliche Verkehrswende

Positionspapier stellt alternative Antriebe und Lastenräder in den Mittelpunkt.
Mehr Kooperation bei KEP-Diensten und mehr Lastenräder fordert der Deutsche Städtetag zur Entlastung der Cities. Jüngst startete ein gemeinsames Projekt in Berlin. | Foto: LNC/ Michael Kuchenbecker
Mehr Kooperation bei KEP-Diensten und mehr Lastenräder fordert der Deutsche Städtetag zur Entlastung der Cities. Jüngst startete ein gemeinsames Projekt in Berlin. | Foto: LNC/ Michael Kuchenbecker
Redaktion (allg.)

Der Deutsche Städtetag hat in dem Positionspapier "Nachhaltige Mobilität für alle" eine grundsätzliche Wende in der urbanen Mobilität gefordert. "Die Städte ersticken teilweise im Verkehr. Wir müssen hinkommen zu einer Verkehrswende, zu einer grundlegenden Umorientierung im Verkehr der Städte", erklärte Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetags. Neben einer Stärkung des Umweltverbunds aus ÖPNV, Fahrrad und Fußverkehr müssten der Lieferverkehr und die Warenlogistik in Innenstadtbereichen auf der letzten Meile umorganisiert werden. Nötig seien vor allem leise, saubere und sichere Leichtfahrzeuge mit alternativen Antrieben oder auch Lastenfahrräder. Denn der Wirtschaftsverkehr sei unverzichtbar, damit Städte funktionieren und sich weiter entwickeln können.

Mehr Förderung gewünscht

„Der Umweltverbund aus ÖPNV, Rad- und Fußverkehr ist für die künftige Mobilität so wichtig, dass ihn Bund und Länder noch entschiedener fördern müssen." Ein gut erreichbarer und beschleunigter ÖPNV, gute Fußwege und sicherer Radverkehr seien in den Städten das Rückgrat nachhaltiger Mobilität und unverzichtbar. Der ÖPNV der Zukunft werde sich aber stärker auf die individuellen Bedürfnisse der Menschen einstellen und nachfrageorientierter angelegt sein müssen, so die Forderung der Städtetags-Oberen. "Für den Individualverkehr braucht es ebenfalls neue Regelungen, um Raumbedarf zu reduzieren, stadtverträgliche Carsharing-Systeme zu unterstützen und bei autonomen Fahrzeugen zusätzlichen Verkehr zu verhindern", präzisierte Dedy.

Diesel-Krise: Hardware-Nachrüstungen unumgänglich

Beim Kampf gegen zu hohe Stickoxidwerte in Städten plädiert Dedy dafür, das Verursacherprinzip durchzusetzen. „Mit jedem weiteren Gerichtsurteil wird klarer, dass Hardware-Nachrüstungen für ältere Dieselautos unumgänglich sind, um Fahrverbote zu vermeiden." Die Bundesregierung müsse die Automobilindustrie zu Hardware-Nachrüstungen verpflichten, damit die Stickoxide in den Städten deutlich sinken. Finanzieren müssten das die Autohersteller als Verursacher. "Denn die Menschen, die in gutem Glauben Dieselfahrzeuge gekauft haben, dürfen nicht kalt enteignet werden", appellierte Dedy. "Die bisherigen Urteile sollten ein Weckruf für alle sein, die meinen, man könne Fahrverbote per politischer Erklärung ausschließen." Im Verkehr in der Stadt verursachen Diesel-PKW bis zu drei Viertel der Stickoxid-Emissionen. „Die Städte selbst tun alles, um Fahrverbote zu vermeiden", versicherte der Verbandschef.

Investitionsoffensive notwendig

Laut dem in dieser Woche veröffentlichten KfW-Kommunalpanel 2018 hat sich für Erhalt, Ausbau und Erneuerung der kommunalen Verkehrsinfrastruktur ein Investitionsrückstand von mehr als 38 Milliarden Euro aufgestaut. „Akut notwendig ist zunächst eine Investitionsoffensive von Bund und Ländern mit zusätzlichen Mitteln von 20 Milliarden Euro für mindestens zehn Jahre, also zwei Milliarden jährlich", forderte Städtetagspräsident und Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe. Es brauche einen breiten Konsens aller politischer Ebenen. Die Städte wollen weiterhin ihren Beitrag leisten, die Lebens- und Umweltqualität zu erhöhen, versicherte Lewe. Nötig sei dafür aber auch eine konsistente Politik des Bundes und der Länder. "Unabhängig vom Dieselskandal und dem Sofortprogramm ,Saubere Luft' müssen langfristige Perspektiven für eine nachhaltige Mobilität entwickelt werden, deutlich über eine Legislaturperiode hinaus", appellierte Lewe. (jr/sln)