Handelslogistik: Neue Seidenstraße soll keine Einbahnstraße sein

Kongress in Nürnberg drehte sich um neue Möglichkeiten und Risiken.
„Seidenstraße 2018 – Handeln auf neuen Wegen“: Unter diesem Titel fand am 25. Juli in Nürnberg der erste Kongress zu dem von China ausgerufenen Infrastruktur-Jahrhundertprojekt statt. (Foto: Matthias Pieringer)
„Seidenstraße 2018 – Handeln auf neuen Wegen“: Unter diesem Titel fand am 25. Juli in Nürnberg der erste Kongress zu dem von China ausgerufenen Infrastruktur-Jahrhundertprojekt statt. (Foto: Matthias Pieringer)
Matthias Pieringer

Über Chancen und Herausforderungen durch die „Belt and Road“-Initiative Chinas haben am 25. Juli die mehr als 270 Teilnehmer des Kongresses „Seidenstraße 2018 – Handeln auf neuen Wegen“ diskutiert. Die Veranstaltung in der Messe Nürnberg sollte zentrale Fragestellungen bündeln und Optionen für deutsche Unternehmen beleuchten, die sich an dem 2013 gestarteten, bislang mit 900 Milliarden US-Dollar veranschlagten Infrastruktur-Megaprojekt beteiligen wollen. Der Seidenstraßen-Kongress, der 2018 seine Premiere feierte, wurde gemeinsam vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, den bayerischen Industrie- und Handelskammern und der NürnbergMesse organisiert.

Faire Rahmenbedingungen angemahnt

Dank der neuen Infrastruktur würden neue und schnellere Handelsverbindungen entstehen, sagte Franz Josef Pschierer, Staatsminister im Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Energie und Technologie. Mit der Güterzugverbindung Nürnberg-Chengdu sei Bayern bereits heute Teil der Seidenstraße. Pschierer wies darauf hin, dass China im ersten Quartal 2018 mit einem Handelsvolumen von acht Milliarden Euro wichtigster Partner des Freistaats gewesen sei. Er forderte, dass die neue Seidenstraße keine Einbahnstraße mit China als einzigem Gewinner sein dürfe. Der Staatsminister zeigte sich optimistisch, dass die neue Seidenstraße ein Win-win-Projekt für die Beteiligten werde und forderte, dass China auf faire Rahmenbedingungen achten müsse.

Laut Peter Ottmann, CEO der NürnbergMesse Group, beinhaltet die Belt-and-Road-Initiative „eine Vielzahl von Chancen und Risiken“. Bislang seien beim Großteil der Aufträge chinesische Unternehmen zum Zuge gekommen, die regionale Wertschöpfung in den 70 beteiligten Ländern falle bisher eher gering aus.

Motor für die Zusammenarbeit

Mao Jingqiu, Generalkonsulin der Volksrepublik China in München, verwies darauf, dass die „Fortsetzung und Weiterentwicklung der Seidenstraße“ heute mehr denn je geboten sei. „Die neue Seidenstraße kommt zum richtigen Zeitpunkt. Sie ist ein Produkt der Öffnung und Kooperation in Zeiten der Globalisierung.“ China sei kein Alleinunterhalter, sondern es sei eine konzertierte Aktion aller Beteiligten, sagte die Generalkonsulin. „Der gemeinsame Aufbau der neuen Seidenstraße ist ein wagemutiges Unterfangen, das noch Jahre in Anspruch nehmen wird. Sie ist zugleich ein bedeutender Motor für die zukünftige Zusammenarbeit zwischen China und Deutschland, in allen Bereichen.“

Kostengünstigere Transportwege

Prof. Dr. Gabriel Felbermayr, Leiter des Zentrums für Außenwirtschaft am Münchner Ifo-Institut, machte in seiner Keynote zur Belt-and-Road-Initiative deutlich, dass die Chancen für Deutschland in schnelleren, sichereren, saubereren und kostengünstigeren Transportwegen mit dem wichtigsten Handelspartner liegen. Jeder Prozentpunkt bei der Absenkung der Transportkosten bringe langfristig circa 3,5 Prozent mehr Handel.

Es gehe auch um eine Erschließung des „eurasischen Zwischenraumes“ mit seinen ungeheuren Entwicklungschancen und den großen ungehobenen Potenzialen, sagte Felbermayr, womit er sich auf zentralasiatische Staaten wie Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan bezog. „Europa braucht dringend eine Eurasien-Strategie“, forderte er.