Kongress: Wie sich die Logistik neu erfindet

Mehr als 500 Experten diskutierten auf dem Zukunftskongress Logistik 2018.
Zukunftskongress Logistik in Dortmund: Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, forderte eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema Künstliche Intelligenz. (Foto: Fraunhofer IML)
Zukunftskongress Logistik in Dortmund: Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, forderte eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema Künstliche Intelligenz. (Foto: Fraunhofer IML)
Matthias Pieringer

„Alles in Bewegung – Eine Branche und Wissenschaft definieren sich neu“ – unter diesem Motto haben sich am 11. und 12. September mehr als 500 Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft auf dem Zukunftskongress Logistik 2018 in Dortmund getroffen. Bei dem vom Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik IML und dem EffizienzCluster LogistikRuhr gemeinsam veranstalteten Kongress richteten die Teilnehmer den Fokus auf künftige Entwicklungen in der Logistik.

Umdenken in SachenKI gefordert

Am ersten Kongresstag standen laut dem Fraunhofer IML im „ZukunftsPlenum“ Themen und Herausforderungen im Mittelpunkt, die die Logistikbranche in Zukunft angehen muss. Im Eröffnungsvortrag zeichnete Prof. Dr. Dr. h. c. Michael ten Hompel, geschäftsführender Institutsleiter des Fraunhofer IML, ein Bild von neuen Geschäftsmodellen, die im Spannungsfeld zwischen dem Internet der Dinge und der Blockchain-Technologie entstehen sollen. Darüber hinaus unterstrich er, dass in Wissenschaft und Wirtschaft künftig eine stärkere Fokussierung auf das Thema Künstliche Intelligenz gefordert sei. „Künstliche Intelligenz und biointelligente Systeme spielen eine immer größere Rolle in allen Bereichen der Logistik. Doch Lehre, Grundlagenforschung und Anwendung werden diesen Anforderungen derzeit noch nicht gerecht. Hier benötigen wir ein grundlegendes Umdenken bei allen Beteiligten von der Politik über die Wissenschaft bis zur Wirtschaft“, sagte ten Hompel.

Elektromobilität in der Logistik

Prof. Dr. Günther Schuh, Gründer und CEO des Aachener Elektroautoherstellers e.GO Mobile AG, beschäftigte sich in seinem Vortrag mit der Frage, wie Elektromobilität in der Logistik eingesetzt werden kann. Als Keynote am Nachmittag gab Johann Jungwirth, Chief Digital Officer bei Volkswagen, in seinem Vortrag „Digitalisierung und die Neuerfindung der Mobilität“ einen Einblick in Smart-Mobility-Lösungen für die Städte von morgen. Selbstfahrende Autos für jedermann und „Mobility as a Service“ als Geschäftsmodell für Automobilkonzerne sind dabei laut Mitteilung des Fraunhofer IML zentrale Themen der Zukunft.

Digital Logistics Award für Start-ups

Am Nachmittag des ersten Kongresstages stellten in diesem Jahr zudem zum zweiten Mal acht Start-ups in einem Pitch ihre Geschäftsmodelle vor. Die beste Idee wurde vom Publikum gewählt und das Siegerteam im Rahmen der Abendveranstaltung des „Digital.Hub Logistics“ mit dem „Digital Logistics Award“ ausgezeichnet. Den ersten Platz sicherte sich die NautilusLog GmbH aus Hamburg, die dem Fraunhofer IML zufolge mit einer App sowohl die Besatzung an Bord von Schiffen als auch das Management an Land unterstützt.

Social Networked Industry im Fokus

Am zweiten Kongresstag widmete sich das Fraunhofer-Symposium „Social Networked Industry“ der konkreten Realisierung von Industrie 4.0 in der Praxis. Fünf parallele Sequenzen gaben, so das Fraunhofer IML, einen Einblick in zentrale Themen der vierten industriellen Revolution. Um Herausforderungen und Innovationen für die innerstädtische Logistik – von emissionsfreier Paketzustellung bis zu alternativen Transportmitteln – drehte sich etwa die Sequenz „Urbane Logistik als Innovationstreiber“. Den Transfer von Industrie 4.0 in die mittelständische Praxis hatte die Sequenz „Management der Industrie 4.0 in der Umsetzung im Mittelstand“ zum Thema. Unter anderem ging es um die Zukunft des technischen Großhandels und die Frage, wie der Mittelstand mit neuen Geschäftsmodellen zukunftsfähig bleiben kann.

Nachhaltige Stoffkreisläufe

Die Sequenz „Logistik als Enabler für eine zirkuläre Wertschöpfung“ wiederum beschäftigte sich unter anderem mit nachhaltigen Stoffkreisläufen, beispielsweise dem Recycling von Elektronikprodukten und Lithium-Ionen-Batterien. Parallel dazu ging die Sequenz „Künstliche Intelligenz in der Logistik“ unter anderem der Frage nach, ob der Digitale Zwilling auf Basis von Daten erlernt werden kann. Und: Wie lassen sich Machine Learning und Intelligente Sensorsysteme in der Logistik sinnvoll nutzen? Darüber hinaus rückte die Sequenz „Digitalisierung in der Supply Chain – Chancen und Risiken“ die Möglichkeiten, aber auch die Gefahren in den Fokus, die die Digitalisierung in der Supply Chain mit sich bringt.

Die „Digital Sandbox“ bot dem Fraunhofer IML zufolge auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Möglichkeiten, nicht nur über neue Technologien zu sprechen, sondern sie auch direkt auszuprobieren – von Augmented Reality über Instandhaltung 4.0 bis zum Einsatz von Drohnen in der Logistik.