Citylogistik: E-Lastenräder und Mikrodepots werden Standard

Experten diskutierten auf dem Zukunftskongress Logistik über Handelslogistikkonzepte.
Verkehrsexperte Dr. Julius Menge aus Berlin berichtete über das Lastenradprojekt KoMoDo in Berlin. (Foto: Thilo Jörgl)
Verkehrsexperte Dr. Julius Menge aus Berlin berichtete über das Lastenradprojekt KoMoDo in Berlin. (Foto: Thilo Jörgl)
Thilo Jörgl

Wenn es um urbane Logistikkonzepte der Zukunft geht, werden E-Lastenräder, E-Fahrzeuge, Mikro-Depots sowie Nachtbelieferungskonzepte des Einzelhandels zu den Standards in Städten und Großstädten hierzulande zählen. So lautete eines der Kernergebnisse aus einer Gruppendiskussion zum Thema „Urbane Logistik“ im Rahmen des Zukunftskongresses Logistik in Dortmund.

Urbane Logistikkonzepte einschätzen

Die Veranstaltung organisierte das EffizienzCluster LogistikRuhr zusammen mit dem Fraunhofer IML am 11. und 12. September in Dortmund. Auf dem Kongress hatten Experten aus dem Bereich Logistik die Aufgabe bekommen, im Rahmen eines „World Cafés“ ihre Einschätzungen zu urbanen Logistikkonzepten im Jahr 2030 abzugeben. Dabei mussten sie die Konzepte in die Kategorien „Visionen, Prototyp, Marktreife und Standard“ sowie „ländlicher Raum/Kleinstadt, Stadt mit 100.000 beziehungsweise 500.000 Einwohnern und Großstadt“ einteilen. Laut den Teilnehmern könnten auch Abholfcafés für Päckchen und Pick-Up-Kästen in Städten in mehr als einem Jahrzehnt zum Alltag gehören.

Lieferroboter als Nischentransportmittel

Unterirdische Röhren für Palettentransporte sind den Experten zufolge auch 2030 noch eine Vision oder maximal in wenigen Pilotprojekten in Großstädten zu sehen. Und Lieferroboter für Pakete seien zwar marktreif, aber – falls überhaupt rechtlich zugelassen – nur ein Nischentransportmittel in Ballungsräumen.

Drohnen nur im ländlichenRaum

Auch nicht an den ganz großen Durchbruch glauben die Experten, wenn es um Kofferraumbelieferungen und Paketzustellungen durch Privatleute im Jahr 2030 geht. Hier seien vor allem gesetzliche Vorschriften die Hürde, betonten einige der Fachleute. Rechtliche Zulassungen sind auch der größte Knackpunkt beim Einsatz von Lieferdrohnen, die den Experten zufolge zwar Marktreife haben werden, aber nicht zum Standard für Paketbelieferungen zählen. Und zum Einsatz kämen sie sowieso nur im ländlichen Raum. Und ebenfalls nur abseits der urbanen Zentren werden mobile Packstationen zu sehen sein, so die Fachleute.

Veränderungstreiber in der urbanenLogistik

In einem zweiten Koordinatensystem mussten die Teilnehmer der Session die Bedeutung von Veränderungstreibern in der urbanen Logistik für das Jahr 2030 bewerten. Dabei mussten sie erneut zwischen ländlichen Regionen auf der anderen Seite und Großstädten auf der anderen unterscheiden. Die Kernaussagen: Wachsende Grundstückskosten, zunehmende Warenmengen und steigende Einwohnerdichte haben den Befragten zufolge eine große Bedeutung – vor allem in Großstädten. Nur als unwesentlich weniger wichtig stuften sie mehr Einfahrtrestriktionen in Innenstädte, das Thema Citymaut und den höheren Bedarf an Lagerflächen ein. Ein weiteres Ergebnis: Ländliche Räume werden durch die sinkende Einwohnerdichte geprägt, wobei auch auf dem Land die Menge der zugestellten Waren zunehmen wird. Hohe Grundstückspreise, Bedarf an Lagerflächen und Zufahrtsrestriktionen werden auf dem flachen Land hingegen keine Rolle spielen.

Bedeutende Rolle für Plattformen

Einen Faktor bewerteten die Befragten sowohl in kleinen Städten als auch in Großstädten nur mit geringer Bedeutung: konsolidierte Zustellungen beziehungsweise „white label logistics". Abschließend gab die Mehrheit der Teilnehmer noch die Prognose ab, dass der Einsatz von Plattformen im Bereich der urbanen Logistik künftig eine wichtige Rolle spielt wird.