Arbeit 4.0: Flexibilität gefragt

Zukünftige Arbeitsmodelle fordern Anpassungsfähigkeit auf allen Seiten.
Diskutierten über die Arbeitswelt der Zukunft (v.l.n.r.): Simon Grupe, Referatsleiter kaufmännische und Dienstleistungsberufe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag e.V., Christoph Mangelmans, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Fashion & Online Retail der Fiege Logistik Stiftung &; Co. KG, Dr. Kerstin Höfle (Moderatorin), Head of Technology Management bei Körber Logistics und Markus Köhler, Personalleiter und
Diskutierten über die Arbeitswelt der Zukunft (v.l.n.r.): Simon Grupe, Referatsleiter kaufmännische und Dienstleistungsberufe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag e.V., Christoph Mangelmans, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Fashion & Online Retail der Fiege Logistik Stiftung &; Co. KG, Dr. Kerstin Höfle (Moderatorin), Head of Technology Management bei Körber Logistics und Markus Köhler, Personalleiter und
Sandra Lehmann

Berufe und die Ausgestaltung von Arbeitsplätzen werden sich durch die zunehmende Digitalisierung verändern – auch in der Logistik. Zu diesem Schluss kamen die Experten der Fachsequenz „Schöne neue Arbeitswelt“, die im Rahmen des 35. Deutschen Logistik-Kongresses in Berlin stattfand.

Ausbildung im Wandel

Das betreffe nicht nur die Berufsbilder an sich, sondern auch die Inhalte der damit verbundenen Ausbildung, sagte Simon Grupe, Referatsleiter kaufmännische und Dienstleistungsberufe beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag e.V., im Rahmen der Diskussion. Dabei stehen dem Experten zufolge neben fachlichen Qualifikationen und digitalen Kompetenzen, vor allem soziale Fähigkeiten im Vordergrund. „Die Berufe von morgen erfordern fachübergreifende und praktische Handlungsfähigkeit, aber auch Kooperationsbereitschaft und Selbstorganisation sowie Reflektionsfähigkeit. Ohne die Bereitschaft zu lebenslangem Lernen, wird das für junge wie ältere Mitarbeiter nicht umsetzbar sein“, so Grupe.

Fit für die Arbeit der Zukunft

Um die eigene Belegschaft für ein neues Arbeitszeitalter fit zu machen und zu motivieren, müssen sich allerdings auch die Unternehmen selbst anpassen, sagte Markus Köhler, Personalleiter und Mitglied der Geschäftsführung bei der Microsoft Deutschland GmbH. Am deutschen Stammsitz des Unternehmens in München habe man sich deshalb dazu entschlossen, die bisherigen Arbeitsstrukturen sowohl räumlich als auch in Sachen Unternehmenskultur aufzubrechen und ein neues Headquarter nach Maßstäben moderner Arbeitsforschung einzurichten. So gibt vor Ort keine festen Büros mehr, sondern nur noch unterschiedlich gestaltete Sozialflächen, die auf verschiedene Arbeitsbedürfnisse wie etwa Projekt- oder Einzelarbeit angepasst sind. Zusätzlich hat der Softwarekonzern für seine Belegschaft die Kernarbeitszeit abgeschafft. Mit weniger Produktivität habe das allerdings nichts zu tun, wie Köhler dem Publikum gegenüber betonte. „Wir sind ein sehr leistungsorientiertes Unternehmen. Allerdings haben wir gelernt, dass die Trennung zwischen Beruf und Freizeit immer mehr aufweicht. Dem wollen wir Rechnung tragen, in dem wir unseren Mitarbeitern die Möglichkeit geben, berufliche wie private Belange nach ihren eigenen Bedürfnissen in Einklang zu bringen.“

Kollege Roboter

Möglichkeiten wie das Arbeiten von unterwegs oder von zuhause aus kommen für den Logistikdienstleister Fiege zwar nicht in Frage, aber auch das Grevener Unternehmen widmet sich seit einiger Zeit den Herausforderungen der Digitalisierung in der Arbeitswelt. Unter anderem hat der Dienstleister drei Roboter des Anbieters Magazino in eines seiner Lager integriert und stellt seinen Mitarbeitern damit erstmals maschinelle Kollegen an die Seite, so Christoph Mangelmans, Mitglied der Geschäftsleitung und Director Fashion & Online Retail der Fiege Logistik Stiftung & Co. KG.

Ängsten begegnen

Dabei sei es unumgänglich gewesen, die Belegschaft mit ihren Vorurteilen und Ängsten gegenüber der neuen Technologie abzuholen. „Anfangs haben die Mitarbeiter die Roboter häufig über den Notaus-Knopf gestoppt, aus Angst weniger produktiv zu sein als die Maschine und ihren Job zu verlieren. Das war natürlich nicht unser Ziel. Wir wollten unsere Mitarbeiter in erster Linie unterstützen. Deshalb sind wir dazu übergegangen, den Robotern Namen zu geben, damit sich die Kollegen besser mit den maschinellen Helfern identifizieren können.“

Tätigkeiten fallen weg

Obwohl für den Fashionverantwortlichen auch weiterhin der Mensch im Mittelpunkt der Arbeitswelt steht, ließ Mangelmans keinen Zweifel daran, dass durch Digitalisierung, die Nutzung künstlicher Intelligenz und Automatisierung zukünftig vor allem niedrig qualifizierte Tätigkeiten in der Logistik wegfallen werden. Ersetzt werden diese aus Mangelmans Sicht durch Tätigkeiten mit höherer Kompetenz, für die Mitarbeiter allerdings auch besser entlohnt werden müssten. Auch mit diesem Wandel müsse sich der Wirtschaftszweig Logistik im Rahmen von Arbeit 4.0 auseinandersetzen.