Offshore-Logistik: Fehlende Standards

Experten glauben, dass Logistikkosten gesenkt werden können.
Thilo Jörgl

Experten für Offshore-Windanlagen halten es für möglich, dass tausende Arbeitsplätze auf dem Spiel stehen, wenn die Anbindung der Parks an das Stromnetz und der Ausbau der Netze in Richtung Süddeutschland nicht schleunigst von der Bundesregierung vorangetrieben werden. „Netzanbindung und Finanzierungsthemen“ stünden bei Betreibern, Investoren und Herstellern der Parks in Nord- und Ostsee ganz oben auf der Agenda, sagte Dr. Claus Burkhardt, Geschäftsführer der EWE Offshore Service & Solution GmbH sowie Gesamtprojektleiter des Parks Alpha Ventus bei der Podiumsdiskussion „Offshore-Logistik im Gegenwind“ auf der Hamburger Fachmesse transfairog.

Burkhardt betonte zudem, dass in den Köpfen der Windrad-Hersteller noch zu sehr das „Manufaktur-Konzept“ verankert sei. Die Prozesse zur Produktion und Errichtung der mehr als 1.000 Tonnen schweren Anlagen müssten mehr „standardisiert und industrialisiert“ werden. In diese Kerbe schlug auch Andreas Wellbrock, Geschäftsführer Wind Energy Logistics beim der BLG Logistics Solutions GmbH. Der Dienstleister aus Bremen kämpft damit, dass es beispielsweise bei der Befestigung der zerlegten Anlagen auf den Errichterschiffen verschiedene Methoden gibt. Auch über eine Normierung von Service- und Wartungsarbeiten müssten sich die beteiligten Akteure Gedanken machen, so Wellbrock.

Welches Einsparungspotenzial in einer schlanken Logistik steckt, erläuterte Prof. Dr. Nina Vojdani, Experten für Offshore-Windenergie an der Universität Rostock. Der Anteile der Logistik an den Gesamtkosten beträgt der Wissenschaftlerin zufolge rund 25 Prozent. Jörg Kuhbier, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Offshore-Windenergie, erläuterte bei der vom Fachmagazin LOGISTIK HEUTE initiierten Veranstaltung, die Ziele des Arbeitskreises „Vernetzung der maritimen Wirtschaft mit der Offshore-Windenergie“. Den Akteuren ginge es unter anderem darum, Probleme in den Häfen zu lösen und europaweite Standards für Serviceboote auf den Weg zu bringen, um Wettbewerbsverzerrungen zu vermeiden. Auch an den Themen „Aus- und Weiterbildung“ wird Kuhbier zufolge intensiv gearbeitet.

Windpark-Fachmann Burkhardt betonte in diesem Zusammenhang, dass künftig nicht nur spezialisierte Akademiker, sondern auch besonders ausgebildete Fachkräfte wie beispielsweise Taucher gebraucht werden. Dr. Hans-Ulrich Rösner, Leiter des Wattenmeerbüros des WWF Deutschland, begrüßte zwar generell den Ausbau der Erneuerbaren Energie. Er forderte aber gleichzeitig, dass bei einem geplanten Ausbau der deutschen Offshore-Windenergie auf bis zu 25 Megawatt bis 2030, die Belange der Umweltschützer nicht ignoriert werden dürften und die Eingriffe in Flora und Fauna durch moderne Technologien minimiert werden sollten.