Automotive: Logistik aus der Dabbawalla-Küche

Audi lässt sich von den Lieferketten indischer Essensausträger inspirieren.
Redaktion (allg.)

Wie indische Dabbawalla bei 33 Grad Celsius und 90 Prozent Luftfeuchtigkeit in den verstopften Straßen von Mumbai Essen ausliefern, beschreibt ein Artikel der Onlineausgabe der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Ein FAZ-Reporter begleitete dazu einen Logistikexperten der Ingolstädter Audi AG, Komplexitätsmanager Martin Neff, auf einer der sogenannten Lernreisen, die der Autobauer zur ständigen Einrichtung für seine Mitarbeiter gemacht hat.

Die Logistik für die Abonnenten des Essensdienstes der Mumbai Tiffin Box Association funktioniert demnach völlig ohne Computerunterstützung und basiert auf einer sozialen Mitarbeiterstruktur. Am Vormittag holen die Essensausträger Blechdosen mit frisch gekochtem Essen, sogenannte Tiffins, bei der Familie der Abonnenten ab. An Sammelstellen werden sie sortiert und dann per Fahrrad, Bahn oder zu Fuß zur bis zu 70 km von der Wohnung entfernten Arbeitsstelle des Familienvaters geliefert.

Insgesamt liefern bis zu 5.000 Dabbawalla fünf Tage in der Woche die Mahlzeiten aus. Täglich sind es 200.000 Tiffins. Die Beschriftung auf den Textilmänteln der Blechdosen gibt an, in welches Viertel, welches Haus und in welches Stockwerk der Behälter gebracht werden soll. Per Handy rufen die Dabbawalla Verstärkung, wenn sie einmal im Stau stehen. So kommt auf 16 Mio. Auslieferungen lediglich eine Fehllieferung, heißt es in dem Artikel.

Laut Neff ähneln sich die logistischen Herausforderungen im Straßengewirr Mumbais der Logistik einer immer komplexeren, weil zunehmend kundenindividuellen und landesspezifischen Automobilproduktion. Dass die in Indien gewonnenen Erkenntnisse bald in der Versorgung und der Produktion von Audi umgesetzt werden, glaubt der Audi-Logistiker aber nicht. Dennoch könne man viel von dem Liefersystem der Dabbawalla lernen, etwa darüber, wie der Autohersteller Logistikströme umlenken und die Versorgung der Fertigung schneller und effizienter machen kann, wenn in einzelnen Absatzregionen einmal die Nachfrage einbricht.

(akw)