Deutscher Logistik-Preis geht an … einen amerikanischen Konzern

Editorial Newsletter LOGISTIK HEUTE weekly

Guten Tag, ein gut gehütetes Geheimnis ist vor Kurzem gelüftet worden: Der Deutsche Logistik-Preis 2016 geht an den amerikanischen Landtechnikkonzern AGCO und seinen Berliner Dienstleister 4flow. Am frühen Abend bekamen Firmenvertreter die Trophäe im Rahmen einer Gala am Rande des Deutschen Logistik-Kongresses der Bundesvereinigung Logistik (BVL) in Berlin überreicht. Das LOGISTIK HEUTE-Team gratuliert den Siegern herzlich!

Warum ist die Wahl der Jury auf den drittgrößten Landmaschinenhersteller gefallen? Ausgezeichnet wurde das Projekt „AGCO Smart Logistics“, ein Kooperationsansatz innerhalb einer integrierten SCM-Lösung, wie die Jury betonte. Das Projekt fußt auf der „Idee der Zusammenführung eines intelligenten Transportmanagements, Lieferanten- und Risikomanagements in einer zentralen Cloud-Lösung“, heißt es in einer Mitteilung. Mithilfe von Algorithmen werden bei AGCO in Echtzeit nicht nur Bedarfe, Kapazitäten, Laufzeiten, Quelle-Senke-Relationen, sondern auch geopolitische und wirtschaftliche Einflussfaktoren analysiert und für die Auswahl des optimalen Materialflusses genutzt.

Geknallt haben daher heute Abend die Sektkorken nicht nur in Berlin, sondern wohl auch in der AGCO-Zentrale in Duluth (US-Bundesstaat Georgia) – sowie im Ostallgäuer Städtchen Marktoberdorf. Denn dort steht das stärkste Pferd der Amerikaner: der Traktorenhersteller Fendt. Unter dieser Marke werden seit Jahrzehnten Schlepper hergestellt. Fendt, das ist auch der ganze Stolz des Kreisstädtchens Marktoberdorf, das sich viel mit eher ruralen statt internationalen Themen beschäftigt, wie ich in meiner Arbeit als Redakteur für die örtliche Lokalzeitung zwischen 2004 und 2006 feststellen konnte.

Bei Fendt arbeitet gefühlt halb Marktoberdorf – seit Generationen: Der Großvater schraubte am legendären „Dieselross“ (das 1930 sechs PS auf die Straße brachte), der Vater arbeitete in den alten Hallen und der Sohn macht jetzt eine Ausbildung im brandneuen Werk. Dieser Anlage, eines der modernsten Traktorenwerke weltweit, widmeten wir bereits im März 2014 eine LOGISTIK HEUTE-Titelgeschichte, nachdem Automobilisten von Daimler, Audi und Co. mit Neid auf das Lean-Management-Konzept und die innovative Produktionslogistik geblickt hatten.

Und bereits zwei Jahre zuvor hatte uns AGCOs Chief Supply Chain Officer Hans-Bernd Veltmaat in einem Exklusivinterview verraten, dass AGCO mit großen Schritten in Richtung Digitalisierung marschiert. Bemerkung am Rande: Ein richtiger amerikanischer Konzern ist AGCO gar nicht. Denn seit vielen Jahren gibt dort Martin Richenhagen als CEO den Ton an. Der Kölner Manager lenkte übrigens einige Jahre vor seinem Wechsel zu AGCO die Geschicke des Fendt-Wettbewerbers Claas. Letzterer ist in Sachen SCM ebenfalls stark aufgestellt. Die Ostwestfalen haben den Deutschen Logistik-Preis bekanntlich ja schon 2007 eingesackt.

Herzliche Grüße vom Deutschen Logistik-Kongress

Ihr Thilo Jörgl,
Chefredakteur LOGISTIK HEUTE

PS: Rechtzeitig zum Gipfeltreffen der Logistiker in Berlin hat der BVL-Themenkreis „Image der Logistik“ einen neuen Leitfaden für die Kommunikationspraxis veröffentlicht. Aus meiner Sicht eine Pflichtlektüre für jeden, der mit (Fach-)Journalisten zu tun hat. Interesse? Hier geht es direkt zum kostenlosen Download des PDFs.

Thilo Jörgl
ehem. Chefredakteur (bis 2018)

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