Handelsstreit mit den USA: Jetzt ist Besonnenheit gefragt!

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ob am Bodensee oder am Timmendorfer Strand: Wenn demnächst die ersten Sonnenstrahlen – endlich – herauskommen, sieht man sie wieder: Die wohlhabenden Zahnärzte, die auf ihren nagelneuen Harley Davidsons gemächlich zum Sound von „Born to be wild“ die Landstraßen entlang tuckern. Ihr Motto: Sehen und gesehen werden – beim Pflegen des American Way of Life. So fällt man auf - im Ländle oder auch in Ostholstein.

Händler der kultigen US-Motorradmarke reiben sich die Hände über solche Kunden. Sie wollen fahren, nicht feilschen. Das war schon immer so. Und daran wird auch die EU nichts ändern, wenn sie jetzt eventuell Strafzölle auf US-Motorräder erhebt, um damit auf die aktuelle Zollpolitik von US-Präsident Trump zu reagieren. Was die EU auch macht: Die Zahnärzte würden trotzdem weiterhin hochpreisige Harleys erwerben. Dann halt für ein paar Euro mehr. Und selbst Zölle auf US-Produkte wie Jack-Daniels-Whiskey oder Levi´s-Jeans würden Freunde des American Way of Life nicht davon abhalten, diese weiterhin zu kaufen. Ihnen geht es ums Lebensgefühl, nicht um ein paar Euro mehr oder weniger.

Wenn die EU Zölle auf Erdnussbutter, Jeans und US-Bikes einführen sollte, sind das im wahrsten Sinne des Wortes nur „Peanuts“, wie jetzt eine Expertengruppe ausgerechnet hat (siehe News der Woche). Produkte aus diesen Bereichen entsprechen den Experten zufolge lediglich 0,5 Prozent der gesamten Importe Deutschlands aus den USA. Die EU würde also die Amerikaner mit solchen Nadelstichen nur piksen. Die Fachleute haben auch herausgefunden: Die Strafzölle der USA auf Stahl- und Alu-Importe treffen deutsche Firmen nur minimal. Denn sie beziehen sich lediglich auf 0,4 Prozent der gesamten deutschen Ausfuhren in das Land der angeblich unbegrenzten Möglichkeiten.

Derzeit geben viele Ratschläge ab, wie sich Merkel, Macron & Co. gegenüber Trump & Co. in Sachen Handelspolitik verhalten sollten. Wegducken oder die große Keule herausholen? Für Letzteres gäbe es sicher Applaus in der Bevölkerung hierzulande. Doch das ist zu kurz gedacht. Denn Trump hat schon angedeutet, dass er die Zölle für europäische Fahrzeuge nach oben treiben könnte. Und das träfe das Autoland Deutschland empfindlich. Rechnet man die Autoteile noch hinzu, würde Trump etwa ein Viertel der gesamten deutschen Ausfuhren damit verteuern. Wie soll Europa also reagieren? Besonnenheit ist angesagt. Wenn weitere Zölle kommen, hat die EU 90 Tage Zeit für Verhandlungen. Die sollte sie nutzen. Denn schnelle Gegenreaktionen könnten schnell zu einem Handelskrieg führen. Und dabei verlieren alle, vor allem die Exportnation Deutschland.

Eine erfolgreiche Restwoche wünscht Thilo Jörgl
Chefredakteur LOGISTIK HEUTE

Thilo Jörgl
ehem. Chefredakteur (bis 2018)

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