Citylogistik: Warum echte Kooperationen noch rar sind

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Guten Tag, gestern war wieder ein Tag der Aha-Effekte für mich. Ich durfte auf dem Zukunftskongress Logistik in Dortmund die Sequenz „Urbane Logistik“ moderieren. LOGISTIK HEUTE und VISION mobility waren Medienpartner. Ein Dutzend Referenten unter einen Hut zu bringen, ist rein zeitlich eine Herausforderung. Aber bis auf ein paar wenige Zeitüberschreitungen klappte das Ganze dank der erfahrenen Redner ganz gut. Aha, dachte ich mir, weil ich anfangs glaubte, im Prinzip von den meisten Themen das meiste schon einmal gehört zu haben. Mitnichten.
 
Von Götz Bopp von der IHK Region Stuttgart erfuhr ich Details zu den Überlegungen für ein unterirdisches Röhrensystem für Paletten unter der von Staus geplagten Ländlemetropole. Stefan Hohm vom Dienstleister Dachser sagte, dass die diversen Projekte in Sachen Elektromobilität vermutlich nur Übergangslösungen seien – im Prinzip denke der Allgäuer Logistiker jetzt schon an Brennstoffzellen. Alexander Bartelt von Hermes Germany wusste zu berichten, dass die Versuche mit Lieferrobotern für Paketauslieferungen in Hamburg zunächst nicht mehr weiterverfolgt werden. Und Gerd Seber vom Wettbewerber DPD erläuterte, dass die KEP-Dienste einen Standard für den Wechsel von Behältern auf E-Lastenräder brauchen. Alles interessante Neuigkeiten.
 
Mit am spannendsten fand ich jedoch die Aussage von Dr. Julius Menge, Verkehrsexperte bei der Stadt Berlin. Er betonte, dass die Kooperation in dem mit großem Medienecho gestarteten Lastenräderprojekt KoMoDo sich im Prinzip nur auf eine gemeinsame Nutzung einer Fläche mit Paketcontainern beschränke. Ansonsten arbeitet jeder der KEP-Dienste für sich – und optimiere sich selbst. Und was für den Bereich Lastenräder gilt, trifft für das Netzwerk der Pakettransporter (mit oder ohne Elektroantrieb) auch zu.
 
So mancher Citylogistik-Experte sagte in der Sequenz, dass für eine wirkliche Reduzierung des Verkehrs der Pakettransporter nur ein Konsolidierungssystem helfen würde. Die Idee dahinter: Vor der Stadt werden die Paketberge zusammengeführt und dann routenoptimiert in die Innenstadt verteilt. Dann klingeln nicht mehr drei Paketboten hintereinander, sondern nur noch einer. Doch noch sind wir nicht so weit. Jeder KEP-Dienst optimiert weiter sein System für sich. Bei einer Befragung der Teilnehmer der Sequenz kam jedoch heraus, dass „White Label Logistics“ in den kommenden Jahren an Bedeutung gewinnen könnte (siehe News der Woche). Und die Mehrzahl der Zuhörer prognostizierte auch, dass künftige Plattformen eine wichtige Rolle bei der Verteilung von Waren in den Städten spielen werden.
 
Wer die Plattformen betreibt, ist noch unklar. Klar ist aber auch: Wenn nichts passiert, wird einer, der sich mit Plattformen ziemlich gut auskennt, ein gutes Geschäft machen: Amazon. Denn der Internetriese ist längst vom cleveren Onlinehändler zum Marktplatzexperten und Logistikdienstleister geworden.
 
Eine interessante Newsletterlektüre wünscht

Thilo Jörgl
Chefredakteur LOGISTIK HEUTE

Thilo Jörgl
ehem. Chefredakteur (bis 2018)

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