Logistikansiedlungen: Was Kommunen künftig tun sollten

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Guten Tag,

die Logistikimmobilienszene hat sie mit Spannung erwartet: die dritte Studie der Initiative Logistikimmobilien (Logix), die am Dienstag auf der Immobilienmesse EXPO REAL vorgestellt worden ist (siehe News der Woche). Grund für die Spannung: Die Autoren haben erstmals Zahlen und Fakten zu den Themen Flächenknappheit und Arbeitskräfteverfügbarkeit geliefert. Klar, aus dem Bauch heraus konnte jeder aus der Szene ein Anekdötchen dazu erzählen, wie schwierig es ist, beispielsweise in Hamburg oder Stuttgart an Flächen für Logistik zu kommen. Und dass man in München ganz tief in die Tasche greifen muss, um Mitarbeiter für Lagerarbeiten zu bezahlen – wenn man überhaupt welche findet. Jetzt, 2018, liegt erstmals schwarz auf weiß auf dem Tisch, wie die Lage aussieht.

Und so richtig gut schaut es nirgendwo aus. Zwar können hierzulande im Schnitt noch 3,5 Millionen Quadratmeter an Logistikfläche jedes Jahr entwickelt werden. Aber es wird zunehmend schwieriger. Damit sich die Lage ändert, haben die Autoren Dr. Alexander Nehm und Uwe Veres-Homm eine Reihe von Ratschlägen auf der EXPO REAL verkündet – darunter Imagekampagnen für die Logistik und die Sensibilisierung junger Menschen für die Thematik.

Was mindestens genauso wichtig ist: Bevölkerung und Politik müssen im Kopf umparken. Wer sich jede Woche von Amazon, Zalando & Co. ein Paket bestellt, darf sich nicht wundern, wenn vor den Toren der Stadt Paketzentren errichtet werden. Und Politiker und Behörden müssen langsam kapieren, dass sie nicht nur eine Verpflichtung für einen guten öffentlichen Personennahverkehr haben, sondern auch für eine ordentliche Versorgung der Bevölkerung mit den Dingen des täglichen Lebens. Soll heißen: Lidl, Rewe & Co. brauchen Logistikzentren, um ihre Filialen in Ballungsräumen versorgen zu können. Und wenn eine Stadt sagt „Logistik ist wichtig, aber bitte nicht bei uns“, dann suchen die Unternehmen weit außerhalb der Metropolen nach Grundstücken. Die Folge: sehr lange Anfahrtswege für die Transporteure, viel zusätzliches Kohlendioxid für die Umwelt.

Um das zu vermeiden, müssen Kommunen miteinander intensiver reden – und auch spezielle Flächen ausweisen, die für die Logistik bestimmt sind. Das gilt nicht nur für die großen Lager außerhalb der Innenstadt, sondern auch für die kleinen Depots für die berühmte „letzte Meile“. Apropos last mile: Einige Entwickler haben auf der EXPO REAL erstmals moderne Konzepte für stadtnahe Gewerbeparks und Citylogistik vorgestellt. Von neuen, mehrstöckigen Immobilien mit Lastenaufzügen und unterirdischen Rampen ist die Rede. Hier gilt quasi die alte Bauhaus-Regel: Form follows Function.

Die gute Nachricht ist: Immer mehr Kommunen geben jenen Entwicklern den Zuschlag für ein Vorhaben, die innovativ sind. Zweite gute Nachricht: Einige Investoren, die früher nur Geld für 08/15-Bauten locker machten, sind jetzt auch offen für neue Ansätze. Man kann jetzt schon gespannt auf die EXPO REAL 2019 sein – um zu sehen, welche Projekte umgesetzt wurden.

Nicht warten müssen Sie auf eine Bildergalerie von der EXPO REAL, wo mein Kollege Matthias Pieringer eine Podiumsdiskussion zum Thema neue Strategien in der Citylogistik moderiert hat. Hier ist der Link. Und wenn Sie wollen können Sie schon bald mit dem Logix-Studien-Autor Dr. Alexander Nehm die wichtigsten Ergebnisse aus der Analyse persönlich diskutieren. Wann? Am 6. und 7. November auf der Fachkonferenz „Logistikimmobilien – flexibel – smart – zentral“ in Augsburg.

Eine erkenntnisreiche Newsletterlektüre wünscht

Thilo Jörgl Chefredakteur LOGISTIK HEUTE

Thilo Jörgl
ehem. Chefredakteur (bis 2018)

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